Haben Sexualität und Liebe miteinander zu tun oder sind sie unabhängig voneinander, gibt es also erfüllte Sexualität auch ohne Liebe oder auch erfüllte Liebe ohne Sexualität? Darauf kann es keine endgültige und richtige Antwort geben, sondern nur Meinungen, Vorstellungen oder auch Denkrichtungen.
Sexualität und Liebe lassen sich hinsichtlich mehrerer Aspekte gut voneinander unterscheiden, sind also verschiedene Dinge:
Sexualität | Liebe |
biologisches Bedürfnis | kein biologisches Bedürfnis |
Ziel: körperliche Befriedigung | Ziel: emotionale "Befriedigung" |
Bedürfnis verschwindet nach Befriedigung | Bedürfnis verschwindet nicht einfach |
Hier lassen sich verschiedene Meinungen finden, letztendlich muss jeder für sich selbst herausfinden, wie er zu dieser Frage steht. Im folgenden sind drei typische Meinungen herausgegriffen :
Siegmund Freud, der "Erfinder" der Psychoanalyse, geht davon aus, dass die Liebe aufgrund des Sexualtriebes entsteht, der Sexualität also sozusagen nachgeordnet ist. Liebe entsteht demnach, wenn sich alle sexuellen Wünsche auf eine Person richten.
Sexuelles Begehren (ohne Liebe) haben lt. Befragungen die meisten Menschen schon einmal erlebt, Männer berichten davon häufiger, die Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind jedoch nicht groß.
Nach dieser Sichtweise entsteht sexuelle Lust aufgrund von Liebe und der Sehnsucht nach Einheit mit dem geliebten anderen Menschen. Abraham Maslow, ein Motivationspsychologe, priorisierte menschliche Bedürfnisse nach Wichtigkeit. Auf der untersten Ebene, die die Elementarbedürfnisse beschreibt, ist neben Essen und Trinken auch die Sexualität zu finden. Auf den höheren Ebenen geht es nicht mehr darum, einen "Mangel" zu beseitigen, sondern sich als Mensch selbst zu verwirklichen - hier finden sich auch die zwischenmenschlichen Formen der Liebe. Sexualität ist in diesem Modell der Liebe eher untergeordnet, und Maslow ging davon aus, dass Menschen Sex ohne Liebe und Zuneigung eher zurückweisen.
Verliebt sein ohne sexuelles Begehren ist nach Befragungen ein seltenes Erlebnis, sowohl bei Frauen, wie auch bei Männern.
In vielen Befragungen wird Sexualität als ein Teil der Liebe genannt und als "unverzichtbar" bei der Partnerliebe eingestuft. Sexuelles Begehren ist mit der sogenannten "leidenschaftlichen Liebe" eng verkoppelt - Leidenschaftliche Liebe kann man auch "Vernarrtheit" oder "Verliebtheit nennen. Sie unterscheidet sich von der sogenannten "kameradschaftlichen Liebe", in der sexuelles Begehren eine viel geringere oder auch gar keine Rolle spielt.
Sexualität ist also ein Teil der Liebe, aber in ihr nicht unbedingt vorherrschend. Und: Sexualität wird häufig am schönsten erlebt mit einem Partner, den man liebt oder in den man verliebt ist.
Annette Schmitt und Ulrich Mees - Was verbindet Sexualität, Liebe und Eifersucht in der Partnerschaft?
Elaine Hatfield & Megan Forbes: Leidenschaftliche Liebe für immer? In: Leo Bormans: Liebe. The World Book of Love.