Glücksforscher haben hinsichtlich des Erlebens von "Glücksgefühlen" einen direkten Zusammenhang zwischen Partnerschaft und Sexualität gefunden: je zufriedener ein Paar mit der erlebten Sexualität ist, desto höher ist auch das erlebte Glück durch die Partnerschaft und auch das Glückerleben überhaupt.
Jeder Mensch und jedes Paar ist anders, und so ist es wohl am wichtigsten, dass jeder seine Bedürfnisse äußert und man für sich als Paar herausfindet, wer welche Bedürfnisse hat und wie mit den Unterschieden zwischen den Bedürfnissen umgegangen werden kann. Sexualität gehört zu den Grundbedürfnissen wie beispielsweise auch Essen, Trinken oder Schlafen, und hier wie dort können die Geschmäcker sehr unterschiedlich sein, kann der eine mehr oder häufiger ein Bedürfnis haben als der andere. Dann geht es nicht darum, sich mit dem Partner oder auch anderen außerhalb der Beziehung zu vergleichen: es geht nicht um richtig oder falsch, zu oft oder zu wenig, gut oder schlecht, sondern darum, für sich und für sich als Paar das zu finden, was passt.
Was ist nach Einschätzung von Paartherapeuten und anderen Experten hilfreich, damit Erotik und Sexualität in der Beziehung gelebt wird, lustvoll ist und bleibt?
Sex ist eine Sache zwischen zwei (oder mehr) Menschen - individuelle Menschen, jeder für sich mit eigenen Vorlieben, Abneigungen, Erlebnisweisen, Erfahrungen. Wenn sich das Paar, beispielsweise aus Rücksicht oder zugunsten von Beziehungssicherheit sexuell nur auf die gemeinsamen Vorlieben beschränkt, kann das negative Konsequenzen haben, beispielsweise Unzufriedenheit durch den Verzicht auf sexuelle Selbstverwirklichung oder auch sexuelle Langeweile aufgrund der selbst gewählten Einschränkung auf beidseitige Gemeinsamkeiten.
Zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu stehen und sich dem Partner authentisch zu zeigen kann Angst machen, bietet aber auch Chancen: mit dem Partner in Kontakt kommen, sich gegenseitig zu öffnen, miteinander neue Erfahrungen machen, Grenzen erweitern und Schnittmengen neu verhandeln führt zu gemeinsamem Wachstum und Veränderung und damit dazu, auch in langjährigen Partnerschaften die sexuelle Spannung und Neugierde aufeinander aufrechtzuerhalten.
Der Verlust der sexuellen Selbstbestimmung ist nach Meinung verschiedener Experten (beispielsweise Ulrich Clement, David Schnarch) eine Hauptursache für sexuelle Lustlosigkeit in langjährigen Partnerschaften. Sich mitteilen, miteinander verhandeln, Vereinbarungen treffen, die für beide tragbar sind, nicht zu schnell die Unterschiede wegwischen, nicht nur das ansprechen von dem man annimmt, dass der Partner es akzeptiert hilft, die Leidenschaft am Leben zu halten.
Während in "frischen" Beziehungen häufig die Lust aufeinander zuerst da ist und es daraufhin zum Sex kommt, ist es in länger andauernden Beziehungen eher umgekehrt: Die Lust kommt beim Tun und ist daher mehr eine Frage der Entscheidung und der aktiven Gestaltung. Damit Sex und Erotik stattfindet, wird es im Laufe der Zeit immer wichtiger, aktiv den Raum und die Zeit dafür zu schaffen.
Ein Austausch darüber, wie wichtig gelebter Sex für jeden der Partner ist und welche Priorität, Zeit, Aufmerksamkeit dem Thema im Vergleich zu anderen gemeinsamen und nicht-gemeinsamen Aktivitäten eingeräumt wird, hilft bei der Planung, erotische Momente zu erschaffen, günstige Situationen herzustellen und nicht alles einfach dem Zufall zu überlassen.
Einfach gesagt: Einer muss anfangen, muss aktiv werden. Vielleicht stößt die Initiative auf Resonanz, vielleicht auch nicht. Als Paar macht es Sinn, auch hier in einen Austausch zu kommen, wie es jedem damit geht. Vielleicht denkt einer der beiden "Jetzt bin ich wieder der, der anfängt". Vielleicht geht dem anderen durch den Kopf "Schön, dass sie mich begehrt". Vielleicht aber auch "Ich habe jetzt überhaupt keine Lust". Der Ausgang ist offen, aber ohne Anfang passiert nichts.
Nicht immer, wenn wir Sex haben, muss alles perfekt sein. Mit der Einstellung "Der Sex ist gut genug" sind wir auf Dauer viel zufriedener, als wenn wir falschen Vorbildern nachjagen, die wir beispielsweise in Zeitschriften, Talkshows oder Pornos gesehen haben. Vergleiche anzustellen oder der Vergangenheit nachzutrauern kann dazu führen, dass wir uns schlecht fühlen, obwohl wir absolut gesehen zufrieden waren und weiterhin sein könnten.
Besser ist es, das Jetzt zu genießen, mit unserem Partner oder unserer Partnerin, auf genau die Weise, wie wir es gerne hätten – ohne auf andere zu schielen, ohne nach Statistiken zu gehen, ohne zurück zu schauen oder von der Zukunft besseres zu erwarten. Wenn wir bei uns bleiben, tut es uns gut und ist "gut genug".