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Herausforderungen: Gemeinsame Entwicklung als Paar

"o.T." / Fotograf: Raphael GuarinoEin Paar, das sich gefunden hat, wird ab dem ersten gemeinsamen Tag mit Themen konfrontiert, an denen es als Paar und als Individuum wachsen kann. Die gemeinsame Entwicklung als Paar ist erforderlich, weil unterschiedliche Lebensphasen Auseinandersetzungen, Anpassungen und vielleicht auch Veränderungen verlangen.

Übergänge von einer Paar-Lebensphase zur nächsten werden manchmal durch bestimmte Ereignisse oder Abläufe eingeleitet. Solche Auslöser oder Ereignisse im Leben eines Paares können sein:

» Sich kennenlernen
» Die Beziehung festigen
» Kinder bekommen
» Lebenskrisen aushalten
» Den Weggang der Kinder verarbeiten
» Als Paar älter werden
» Aus dem Berufsleben ausscheiden
» Sich mit Gebrechlichkeit und Tod auseinandersetzen

» Grundlagen der Paarentwicklung


Sich kennenlernen

In dieser Phase geht es darum, ein Paar zu werden. Aufgaben im Rahmen der Paarentwicklung können sein:

  • Gemeinsame Aktivitäten finden
  • Übereinstimmung von Interessen prüfen
  • Individualität eines jeden Partners sowie Gemeinsamkeit miteinander auszutarieren
  • Belastung durch erlebte Enge oder erlebte Abhängigkeit bewältigen
  • Den anderen sowie sich selbst als eigenständige andersartige Individuen anerkennen
  • Individuelle Erlebnisräume bei sich selbst und dem Partner zulassen
  • Wertemodelle, also was einem selbst wichtig ist, mit dem Partner austauschen, sich in der Tiefe kennenlernen
  • Sich als Paar gegenüber anderen Beziehungen abzugrenzen

Die Beziehung festigen

In dieser Phase geht es darum, die Beziehung auf eine stabile Grundlage zu stellen. Aufgaben dabei können sein:

  • Gemeinsame Ziele formulieren
  • Prüfen, ab ein Zusammenleben möglich und gewünscht ist
  • Lernen, zusammenzuleben
  • Gegenseitiges Verständnis im Alltag, Akzeptanz des anderen
  • die Aufgaben- und Rollenverteilung untereinander klären
  • Den gemeinsamen Lebensunterhalt sichern
  • Sich bei der Familienplanung einigen
  • Klären, ob man heiraten will

Kinder bekommen

In dieser Phase geht es darum, die Beziehung zum Partner nicht nur über die Familie (einschließlich Kindern) zu leben, sondern sich weiterhin auch als Paar zu verstehen. Aufgaben in dieser Phase können sein:

  • Die Partnerrolle und die Elternrolle definieren und voneinander abgrenzen
  • Das Zusammenspiel der Partner an die Anforderungen durch die neue Elternrolle anzupassen
  • Lernen, gemeinsam als Eltern zu agieren
  • Bei einer klassischen Rollenaufteilung (einer bleibt zuhause und übernimmt die Kinderbetreuung und den Haushalt, der andere bleibt berufstätig) gibt es gleich mehrere Themen: was bedeutet die Aufteilung der Rollen, welche Auswirkungen hat sie auf die Beziehung? Wie ist die Aufteilung für beide ausgewogen, was sind Erwartungen an den anderen? Entstehen finanzielle Abhängigkeiten und wie will man als Paar damit umgehen? Welche Verantwortungen lasten auf wem und wie kann der andere zur Entlastung beitragen?
  • Durch die wachsende Eigenständigkeit der Kinder (bis zu deren Selbstständigkeit und Auszug) braucht es immer wieder eine Anpassung der Beziehungen zueinander – nicht nur zu den Kindern, sondern auch zum Partner

Lebenskrisen aushalten

In Lebensphasen, die durch eine Krise geprägt sind geht es bei der Paarentwicklung darum, mit den daraus resultierenden Belastungen umzugehen. Jede Lebenskrise (beispielsweise Arbeitslosigkeit, Krankheit, Stress, Ärger im Beruf, Probleme in der Familie oder Verwandtschaft) betrifft früher oder später beide Partner, auch wenn zunächst vielleicht nur einer konkret betroffen ist.

  • Beide Partner müssen wahrnehmen, ob und wie stark sie sich belastet fühlen. Die persönliche Wahrnehmung kann (und wird wahrscheinlich) sehr unterschiedlich sein, daher ist ein Austausch darüber wichtig, damit der andere nachvollziehen kann, wie es dem einen damit geht
  • Keine Schuldzuweisung an den anderen, keine Selbstvorwürfe an sich selbst.
  • Gegenseitige Wertschätzung und Achtung
  • Aktiv und gemeinsam nach einer Lösung aus der Krise suchen
  • Beide Partner müssen sich darüber klar sein, dass jeder der Partner unterschiedlich mit der Herausforderung einer Lebenskrise und der damit einhergehenden Belastung umgeht bzw. umgehen kann. Auch hier ist es wichtig, sich auszutauschen, aber auch zu akzeptieren, dass es verschiedene Umgänge gibt und dass das, was für den einen passt nicht automatisch auch für den anderen passen muss.
  • Unterstützung vom Partner und von außen annehmen (Freunde, Familie, Verwandte)

Den Weggang der Kinder verarbeiten

In dieser Phase geht es darum, sich mit der Situation "nun sind wir wieder vor allem ein Paar und weniger eine Familie" auseinanderzusetzen. Aufgaben können sein:

  • Gemeinsam über das "leere Nest" trauern und diese Trauer verarbeiten
  • Den Lebensstil an die neue Situation anpassen. Neu gewonnene Freiräume nutzen, auch für das Erleben von Partnerschaft
  • Die Paarbeziehung auf die neue Situation anpassen, beispielsweise indem die Rollenverteilung oder die verteilten Aufgaben verändert wird
  • Ungelöste Konflikte aus der Familienzeit aufarbeiten
  • Neue Rollen und Aufgaben, die durch den Umgang mit den nun erwachsenen Kindern entstehen, in die Paarbeziehung integrieren (beispielsweise "Großeltern sein")

Als Paar älter werden

In dieser Phase geht es darum, mit den durch das Alter auftretenden körperlichen und psychischen Veränderungen umzugehen.

  • Mit zunehmendem Alter geht einher, dass die männliche bzw. weibliche Geschlechterrollenorientierung aufweicht: Männer entdecken und leben die Eigenschaften Zärtlichkeit, Sensibilität, Gemeinschaftssinn, Frauen entdecken und leben Durchsetzungsvermögen, Macht und Selbstbewusstsein. Eine Auseinandersetzung mit diesen Veränderungen hilft, Überraschungen oder auch Konflikten vorzubeugen
  • Mit dem Altern gehen körperliche Veränderungen einher, beispielsweise durch das Absinken des Östrogen- bzw. Testosteronspiegels. Wenn "körperliche Attraktivität" einen großen Stellenwert in der Paarbeziehung hat, können diese Veränderungen zu Herausforderungen werden.
  • Gesundheitliche Beeinträchtigungen eines Partners können zum Entstehen von Ungleichgewichten oder auch Abhängigkeiten führen.

Aus dem Berufsleben ausscheiden

In dieser Phase geht es darum, die Auswirkungen durch den Wegfall des Berufes zu bewältigen. Am besten möglichst früh, also schon vor dem eigentlichen Ausscheiden kann eine Auseinandersetzung darüber beginnen, was diese Veränderung für jeden bedeutet.

  • Bei dem Partner, bei dem der Beruf wegfällt, fällt damit häufig auch die Bestätigung weg, wichtiges beizutragen. In der Folge kann es zu Selbstwertproblemen kommen. Hilfreich ist der Auf- bzw. Ausbau neuer Kontakte und Aktivitäten (auch außerhalb von Partnerschaft und Familie)
  • Bei "anderen" Partner können aufgrund der veränderten Situation Befürchtungen aufkommen, beispielsweise dass eigene Freiräume wegfallen oder der andere Partner sich zu sehr einmischt. Es kann erforderlich sein, die Rollenverteilung oder die verteilten Aufgaben (erneut) anzupassen.
  • Im Vergleich zu früher mehr Zeit füreinander zu haben bedeutet auch, als Paar ein neues Gleichgewicht zu suchen zwischen Abstand und Intimität, zwischen Individualität und Gemeinsamkeit.

Sich mit Gebrechlichkeit und Tod auseinandersetzen

In dieser Phase geht es darum, gemeinsam die letzte Lebensphase zu gestalten, miteinander alt zu werden und die damit verbundenen Themen zu bearbeiten. Konkrete Themen können sein:

  • Wie gehen wir als Paar damit um, wenn einer der beiden Partner gebrechlich wird bzw. wenn wir beide gebrechlich werden?
  • Auseinandersetzung mit dem Sterben und Tod des Partners
  • Spätestens jetzt: Klärung von Testament und Nachlass gegenüber den Nachkommen oder anderen Begünstigten

Grundlagen der Paarentwicklung

Um in der Beziehung als Paar gemeinsam wachsen zu können, braucht es nach Paartherapeut Dr. David Schnarch vier Fähigkeiten, die jeder Partner haben oder entwickeln sollte:

1. Jedem sollte klar sein, wer man ist und welche Ziele einem wichtig sind, damit man sich nicht einfach nur den Vorstellungen des Partners anpasst

2. Jeder sollte fähig sein, sich selbst zu beruhigen und eigenständig seine Ängste überwinden können

3. Jeder sollte angemessen auf Herausforderungen reagieren, statt zu übertreiben oder davonzulaufen

4. Jeder sollte bereit sein, sich mit Problemen auseinanderzusetzen und die mit der Weiterentwicklung aufkommenden negativen Gefühle zu ertragen.

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